Touch the screen for complete healing

Ostermontag, den 25. April 2011 – Julia

In diesen Tag bin ich direkt hineingeflogen. Aus der russisch-deutschen Hotellandschaft zwischen Antalya und Alanya, wo ich einen all-inklusive Urlaub über mich ergehen ließ, wurde ich zum Flughafen gefahren. Der Busfahrer und der Reisebetreuer baten doch tatsächlich um eine Belohnung für die Ängste, die man bei der Raserei auszustehen hatte. Wir waren viel zu früh am Flughafen und außer konsumieren war nichts möglich. Zum Lesen schon viel zu müde. Ich zog in dieser Zeit ein Resümee des Urlaubs: erholt habe ich mich im Großen und Ganzen sehr gut. Auf die Bedingungen war ich eingestellt. Ich habe schnell die laute Musik, die schon morgens angetrunkenen Leute, die anstrengenden Kinder und die Vollheit allgemein um mich herum ausgeblendet.

Gedacht war der Urlaub als Abwechslung zu Kälte und Schnelligkeit in Moskau und als Belohnung und Ausspannung von den Strapazen meiner letzten Examensprüfung. Lange habe ich mich auf die Zeit nach dem Examen vertröstet. Nur deshalb kann ich diese Woche als Urlaub verbuchen und konnte sie als solche genießen, denn die vielen Russen um mich herum gaben mir ein seltsames Gefühl von Angespanntheit, zumindest am Anfang. Lesen und Schlafen sind für mich außerdem unbedingte Bestandteile eines Urlaubs. Beides war dort nicht angesagt. Das mit dem Lesen habe ich allein durchgezogen. Bei dem Bisschen Kultur, das wir machen wollten, stellte sich heraus, dass wir das alles schon mal hatten. Egal, ich bin entspannt, kann jetzt endlich selbstbewusst handeln und auch Sprüche von „Türken“ wie „billiger als bei Kik!“ und „ich weiß, Sie haben die Schnauze voll, aber kommen Sie doch noch mal kurz…“ getrost ignorieren.Körperlich relativierte sich das gute Gefühl durch die dermaßen ungünstige Flugzeit wieder. Die Stewardessen ließen einen selbstverständlich nicht mal eben die 2,5 Stunden durchschlafen. Ständig ist irgendwas. Ich bin immer wieder eingeschlafen und hing dann mit dem Kopf so ungünstig irgendwohin, dass ich völlig gerädert in Bremen aufgewacht bin. Mit den Öffentlichen nach Hause, frühstücken, Unmengen von Kaffee trinken und dann im Zimmer verkrümeln, Sachen rumräumen, ein bisschen für den hoffentlich stattfindenden Flug am Freitag vorbereiten. Den ganzen Tag habe ich mein Telefon mit mir herumgetragen, weil ich auf einen Anruf bezüglich meines noch gar nicht beantragten Visums gewartet habe. Nichts. Trotz wiederholter Emails schon seit fast einer Woche keine Antwort. Dabei hasse ich es, ständig auf mein Telefon zu achten. Ich habe mir in Russland angewöhnt es am Wochenende generell abzustellen und nur bei Bedarf einzuschalten. Auch sonst finde ich genügend Stunden, in denen ich einfach nicht angerufen werden will. Ein tolles Gefühl nur durch Anklopfen erreichbar zu sein. Der direkte Kontakt macht doch am meisten Spaß.Später sind eine Freundin, ihr Papa und ich mit dem Rad in die Eisdiele gefahren und anschließend habe ich im kleinen Garten ihres Ein-Personen-Häuschens bei noch mehr Kaffee „Schikanöse“ gelernt. Wir haben die Cosmopolitan auseinandergenommen, der ganze Nachmittag war perfekt. Deutschlands Sommerwetter (wo war eigentlich der Frühling dieses Jahr?), die Ruhe und die Natur ließen mich – vorübergehend – die Müdigkeit vergessen.


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