R ist gerade 30 geworden. Letzten September machte ihr Freund mit ihr Schluss, nach ueber 4 Jahren. Ich vermute, sie kommt nicht darueber weg, denn sie traegt immer noch dieses dusselige Armband von dem Festival, wo sie noch mit ihm war. Die Email mit der Einladung zu ihrem Geburtstag ging auch an ihn. Er war nicht da.
Sie hatte ihn damals ueber eine Online-Dating-Plattform kennengelernt.
Die Frage „Und, wie habt Ihr Euch kennengelernt?“ mit „Ach, ueber’s Internet“ zu beantworten, ist keines meiner groessten Ziele. Es ist bestimmt moeglich, hier den Partner fuer’s Leben zu finden, aber wirkt das nicht wahnsinnig verzweifelt? Und moechte ich jemanden kennenlernen, der genauso verzweifelt ist? Und was, wenn mich dort jemand sieht, den ich kenne? Arbeitskollegen oder so. Gott, wie peinlich. Ist vielleicht nur so ne Stolz-Sache, aber fuer mich waer das wohl nichts. So penetrant suchend.
Ich waere aber neugierig, wer sich da so anmeldet. Ob da jemand ist, den ich kenne. Arbeitskollegen oder so :P Oder um rauszufinden, wer wirklich zur Elite gehoert. Letztlich bin ich aber auch zu faul, stundenlang zu chatten und meinen Lebenslauf emailweise runterzutippen und zu erzaehlen und bla. Und dann wohlmoeglich noch mehrfach. Und dann vermutlich noch an einen Typen, der sich beim ersten Date als perverser Spinner herausstellt (mit gefaktem Foto).
Am schlimmsten sind allerdings die Dating-Plattform-Werbungen. All diese huebschen und akademisch-gebildeten Leute, die lachend in den Sonnenuntergang laufen. Oder am Strand. Oder beides. Und oft mit Hund. Und ganz oben steht da natuerlich das sexy junge Model-Maedchen, was sich schon wieder nicht getraut hat, am Wochenende jemanden anzusprechen und dann im Videotext ihr Glueck findet. Wie im wahren Leben eben.
R ist inzwischen wieder beim Online Dating. Sie hat jetzt drei Dates in dieser Woche. Es hat den Anschein, sie muss unbedingt als erstes einen neuen Partner haben. Vielleicht tickt es auch schon ziemlich laut – also biologisch. Aber gut, vielleicht gibt es ja was.
Und? Sag was!